Quantcast
Channel: Allgemein – Tieger-Blog Gerhild Tieger Autorenhaus
Viewing all 560 articles
Browse latest View live

Zsuzsa Bánk über die Knechtschaft des Romanschreibens

$
0
0

Die Schriftstellerin mit ungarischen Wurzeln hat einen 688-seiten langen E-mail-Roman „Schlafen werden wir später“ geschrieben, in dem sich zwei Freundinnen um die 40, jede in einem kritischen Lebensabschnitt sehr offen über ihr bisheriges Leben und die Zukunft, unterhalten. Zsuzsa Bánk beantwortet im Thalia Magazin 1/2017 die Frage:
Wie viele eigene Überlegungen, Wünsche und Frustrationen sind in das Buch eingeflossen?

„Vielleicht 1,25 Prozent Selbsterlebtes. Maximal. Überlegungen natürlich reichlich. Viele Leser werden annehmen, dass ich das bin: Márta, Schriftstellerin, ungarische Wurzeln, drei Kinder, lebt in Frankfurt. Aber in der Regel ist mein eigenes Leben sehr viel langweiliger als das meiner Romanfiguren. Es taugt nicht für einen Roman.“

Wie lange hat die Arbeit am Buch gedauert?

„So vier Jahre. Oder fünf? Es dauerte lang, bis ich das System geschaffen hatte. Dann war es wie eine Befreiung, zum ersten Mal hatte ich diese reine, ungehemmte Freude beim Schreiben, an all den plötzlich erlaubten Sprachspielereien, an Alltagssprache, Flüchen, Worterfindungen, künstlichen Wiederholungen, die in einem anders erzählten Roman keinen Platz haben, an dem eigenen Johanna-und-Márta-Klingklang, an ihrem Code. Sonst ist das Romanschreiben ja eher eine Art Knechtschaft, die man über Jahre aushalten muss. Das war zum ersten Mal anders.“


Richard Russo: Schriftsteller sollten sich zuerst selbst kennen

$
0
0

Rainer Moritz hat mit dem amerikanischen Pulitzerpreisträger anlässlich der Veröffentlichung seines gerade erschienenen Romans „Ein Mann der Tat“ gesprochen.
„Beinahe ausnahmslos lernen Schriftsteller das Rüstzeug ihres Handwerks, bevor sie begreifen, wer sie sind, das heisst, wen und was sie lieben. Meine Romane sind Ausdruck dessen, was ich schätze: Liebe, harte Arbeit, Opfer, Familie, Freundschaft, Gemeinschaft, das übergeordnete Wohl. Und, ja, mein tief zerrissenes Land.“
Rainer Moritz „Kleine Leben gibt nicht“ – Neue Zürcher Zeitung 6.6.2017

Richard Ford: Unterschied journalistischer Text und Roman

$
0
0

(…) Ein Roman ist etwas grundlegend anderes als ein journalistischer Text. Wenn ich schreibend eine Kausalität erzeuge, die es vorher so nicht gab, wenn ich einen Zusammenhang zwischen bestimmten Ereignisse und einer Naturkatastrophe erzähle, dann ist das eine ganz andere Art ethisch-moralischen Handelns, als Nachrichtenberichterstattung es sein kann. Womit ich nicht sagen will, dass Nachrichten keinen ethisch-moralischen Aspekt haben – aber sie haben ein völlig anderes Ziel.“

Inwiefern?
„Wie Walter Lippmann sagt, ist das Ziel des Journalismus, ein Bild der Welt zu erstellen, auf das sich der Leser verlassen kann. Die Konsequenzen von Literatur für die Leser sind viel komplexer. Mit F.R. Leavis könnte ich sagen, dass Literatur jenes allerfeinste Instrument ist, mit dessen Hilfe wir unsere emotionale und geistige Wahrnehmung der Welt verfeinern und auch erneuern können und eine neue Bewußtheit erlernen.“
Bernadette Conrad im Gespräch mit Richard Ford „Die Quellen von Literatur sind unsichtbar“ – Neue Zürcher Zeitung 19.12.2015

Mario Vargas Llosa: Ein Roman ist eine Lüge …

$
0
0

„Ein Roman schenkt mir die Freiheit, Wahrheiten zu erzählen, die über die Fakten hinausgehen. Ich kann das Material, das die Realität bietet, verwandeln und zu neuen Wahrheiten vordringen. Ein Roman ist eine Lüge, die nicht verbirgt, dass sie eine Lüge ist und damit zur Wahrheit wird. Ich bin überzeugt, dass Literatur die Menschen in die Lage versetzt, die Welt besser zu verstehen.“

Eine Aufgabe, der sich auch der Journalismus verschrieben hat

„Das ist wahr, und so unterschiedlich beide Disziplinen sind, können sie sich im besten Fall doch ergänzen. Ich bin der Überzeugung, dass einem allein das Lesen von journalistischen und historischen Darstellungen kein vollständiges Bild einer Epoche liefert. Für das Verständnis einer Zeit ist es unerlässlich, die Literatur zu kennen, die sie hervorgebracht hat. Allein die Literatur ist in der Lage über die Fakten hinaus Einblicke in die mentale Verfassung einer Zeit zu geben und den Menschen Selbsterkenntnis zu schenken.“
Thomas David im Interview mit den peruanischen Schriftsteller (Tante Julia und der Kunstschreiber) Neue Zürcher Zeitung 30.10.2016

Mario Vargas Llosa: Warum Roman und nicht Essay

$
0
0

„Ein Roman schenkt mir die Freiheit, Wahrheiten zu erzählen, die über die Fakten hinausgehen. Ich kann das Material, das die Realität vorgibt verwandeln und zu neuen Wahrheiten vordringen. Ein Roman ist eine Lüge, die nicht verbirgt, dass sie eine Lüge ist und somit zur Wahrheit wird.“

Juan Gabriel Vásquez: Romanschreiber und Kolumnist

$
0
0

„Ich blicke mit Fragen in die Welt und schreibe Romane, weil ich Dinge nicht weiss. Viele Schriftsteller schreiben aus der Ungewissheit heraus, um das dunkle Gebiet menschlicher Erfahrung zu erkunden. Gleichzeitig schreibe ich aber ah politische Kolumnen. Das ist das Gegenteil vom Romanschreiben. Hier gehe ich von Gewissheiten und Überzeugungen aus, von demokratischen Werten und klaren Ideen, was für eine Gesellschaft ich mir wünsche. In meinem Kopf müssen sich der zweifelnde Schriftsteller und der überzeugte Kolumnist den Platz teilen. Dabei ist der Platz des Kolumnisten aber viel kleiner.“

Martina Läubli hat den kolumbianischen Schriftsteller und Übersetzer zu Thema Gewalt in der Literatur befragt:

„(…) Romane sollten nicht dasselbe tun wie guter Journalismus oder historische Essays. Die Literatur muss immer Umwege gehen. In politischen und sozialen Konflikten gibt es immer eine unsichtbare Seite; innere moralische, emotionale Dimensionen. Ein Roman kann die unsichtbaren Dinge sichtbar machen. Dann offenbart sich eine Wahrheit, die nur durch Imagination erschlossen werden kann.“
Martina Läubli „Schreiben ist eine Form der Erinnerung“ – eng 3.6.2017

Octavio Paz: Was Dichtung ist

$
0
0

„Was zwischen dem liegt, was ich denke und dem, was ich sage; zwischen dem, was ich sage und dem, was ich verschweige; dem, was ich verschweige und dem, was ich träume und dem, was ich träume und dem, was ich vergesse: Das ist Dichtung.“

Tilda Swinton: Wozu große dunkle Räume?

$
0
0

„Fürchten Sie nicht, dass die Menschen eines Tagesw gar nicht mehr ins Kino gehen werden?“ fragte Patrick Heidmann die britische Schauspielerin anläßlich ihres neuen Film „Okja“.

Bei diesem Film kann man nur mit Nein antworten: Regisseur Bong Joon-Ho hat ein romantisches, engagiertes Meisterwerk für Tierfreunde geschaffen, die dafür nicht nur mit dem Kinoticket sondern auch mit Strömen von Tränen bezahlen. Schon deshalb sind dunkle Räume nötig …

Tilda Swinton: „… Wir werden nie aufhören, uns in große, dunkle Räume setzen zu wollen und auf eine riesige Leinwand zu starren. Niemals! Davon bin ich überzeugt. Das Kino hat schon so viele Erdbeben überlebt: den Tonfilm, das Fernsehen, die DVD. Da wird es auch das Streaming überleben. Oder besser: Man wird friedlich koexistieren. Denn das Kino ist eine biegsame und trickreiche Göttin. Die weiß sich schon durchzusetzen.“
aus: Patrick Heidmann „Das Kino ist eine biegsame und trickreiche Göttin“ Frankfurter Allgemeine Zeitung 30.6.2017


Richard Ford: Der Roman als Verbindung

$
0
0

„Romane sind nicht da, um etwas entziffern zu helfen, nein, sie schaffen selbst überhaupt erst das Bedürfnis, für das sie dann auch die Antwort sind!. … Die Welt ist da, ob man will oder nicht. Und wir sind hier, ob wir wollen oder nicht. Und Literatur kann uns im besten Fall auf dem Weg von hier nach da begleiten.“
Bernadette Conrad im Gespräch mit Richard Ford -„Die Quellen von Literatur sind unsichtbar“ – NZZ 19.12.2015

Richard Ford: Die Hauptleistung beim Roman

$
0
0

Ist das Schreiben schwere Arbeit für Sie?

„Nein, dieses Ringen ist ja auch ein grossartiges Vergnügen. Ich denke nie, dass das Schreiben von Romanen anstrengend ist. Anstrengend ist, wenn du nicht weiterkommst. Wenn du das nicht schaffst, was du willst. Das einzige Anstrengende ist, den Roman zu beenden. Alle Worte an den richtigen Platz zu bringen. Over and over again. Man ist so müde am Schluss.
Dieses Vollenden ist eine der Hauptleistungen, die man als Schriftsteller bringen muss, und dass man diese Arbeit gerade dann machen muss, wenn man am wenigsten dazu fähig ist, nämlich geistig schon völlig erschöpft, finde ich immer wieder ein bisschen pervers.“
Bernadette Conrad „Die Quellen von Literatur sind unsichtbar“ – Neue Zürcher Zeitung 19.12.2015

Imbolo Mbue: Kein Traum vom Schreiben

$
0
0

Die amerikanische Autorin mit Wurzeln in Kamerun hatte eigentlich „nie davon geträumt, Schriftstellerin zu werden“. Wie es dennoch dazu kam, dass sie ihren Roman „Das geträumte Land“ schrieb erklärte sie mit dem tiefen Eindruck, den das Buch einer berühmte Kollegin auf sie gemacht hatte:

„Nachdem ich das College abgeschlossen hatte, kam mir eines Tages Toni Morrisons Roman „Song of Solomon“ in die Hände. Das war, als hätte mich ein mächtiger Sturm mitgerissen, und sobald ich ihn fertiggelesen hatte, begann ich zu schreiben. Ich war einundzwanzig, ich dachte niemals daran, meine Arbeit zu publizieren, ich schrieb um des puren Vergnügens willen.“
aus dem Gespräch, das Angela Schade mit der Schriftstellerin führte „Der amerikanische Traum ist in Gefahr – Sie schrieb das Buch zur Stunde – und wusste es nicht“ Neue Zürcher Zeitung 11.4.2017

Mark Knopfler: Neue Songs schreiben

$
0
0

Am 12. August ist der wunderbare Singer-Songwriter und Guitarrist Mark Knopfler 69 Jahre alt geworden ohne Ermüdungserscheinungen, auch nicht beim Songschreiben. Nach so vielen Jahren on tour hat er sich die dazu nötige Sensibilität erhalten: Glückwunsch!

„Je älter ich werde, desto größer wird dieser Drang, neue Songs zu schreiben. Wer weiß, ob das nur daran liegt, das ich fürchte, mir könnte die Zeit davonlaufen, ich weiß es nicht. Das alles erfüllt mich jedenfalls mehr denn je – das Schreiben der Songs, die Studioarbeit, die Auftritte, ich genieße jeden Aspekt davon. Und ich hab so viele Songideen herumfliegen, das man fast schon aufpassen muss, wo man hintritt.“
aus: laut.de – bands

„Nach zwanzig Seiten waren alle Helden tot“ Erste Schreibversuche deutscher Schriftsteller

$
0
0

Wir hatten Autoren dazu aufgerufen, ebenfalls über erste Schreibversuche zu berichten – und unser Postfach quoll fast über. Die drei glücklichen Empfänger eines der letzten drei Exemplare sind:

Geneviève Susemihl:
Am Anfang fühlen alle Figuren wie ich, in allen Figuren fand ich stet mich selbst wieder.

Jenny Wölk:
Mein erster Schreibversuch von einem Theaterstück (damals war ich 13 Jahre) ist immer noch mein meist gespieltes Stück, obwohl ich es einfach nur schrecklich unprofessionell finde.

Paola Reinhardt
Mein erster Versuch: Leider ein Erfolg, denn der WDR brachte mein Märchen „Die Sternenprinzessin“ als Hörspiel.
Danach kam lange, lange nichts, weil ich mich damals völlig überschätzte.

Vielen Dank an alle, die uns Ihre ersten Schreibversuche gesandt haben!

Glückwunsch an die drei Gewinner – bitte teilen Sie uns Ihre Postanschrift mit: autoren@autorenhaus.de

Christoph Ransmayr – ein sehr bescheidener Schriftsteller

$
0
0

Der österreichische Schriftsteller Christoph Ransmayr „zählt zu den wichtigsten deutschsprachigen Autoren unserer Zeit“, schreibt Manfred Papst und hat ihn in einem ausführlichen Interview unter anderem gefragt:

Sprechen Sie gern über Ihre Arbeit?
… Was ich über meine Texte sagen kann, ist immer zweite, dritte oder vierte Wahl, denn wenn ich überhaupt jemals gut bin, also eins mit meinen Absichten, dann im Inneren einer Erzählung. Trete ich daraus hervor, bin ich selten dort, wo ich sein will. …
aus: Manfred Papst „Im Schatten jedes Weltwunders liegt ein Massengrab“ Neue Zürcher Zeitung 2.4.2017

Norman Manea: Storytelling und Literatur

$
0
0

„Storytelling ist meiner Meinung nach nicht Literatur. Gut recherchierte, oft emotionalisierende und belehrende Geschichten zu erzählen ist wichtig, sehr wichtig, besonders in unserer unübersichtlichen Zeit, aber Literatur ist etwas anderes. Sie geht tiefer, sie besitzt mehr Ambiguität, breitet die Dinge in einer Komplexität aus, der sie auch formal und sprachlich gerecht zu werden sucht.
Literatur ist nicht einfach ein Produkt, das sich herstellen lässt – sie passiert. Ihr wohnt die Kraft inne, das System zu sprengen. Das ist keine originelle Ansicht – aber wir Schriftsteller haben in den Zeiten der Kommunistischen Diktatur nur überlebt dank der Vision, dass unser Schreiben wichtig ist, trotz allem.“

(…) „Am Ende, so glaube ich, entscheidet das Ästhetische über die Substanz. Auch wenn es heute oft vergessen wird oder ignoriert wird, wir Schriftsteller müssen das Prinzip der Form hochhalten. Das ist auch eine Frage der Integrität.“
Der rumänisch-jüdische Schriftsteller Norman Manea erregte Aufsehen „wegen der Unkonventionalität seiner Erzählungen“. Seine Romane „Der schwarze Umschlag“ und sein autobiografischer Roman „Rückkehr des Hooligans“ wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet.
aus dem Interview, das Markus Bauer mit dem Schriftsteller führte: „Am Ende bin ich dankbar für das Exil“, Neue Zürcher Zeitung 7.2.2017


Alexander Kluge: Die Kunst, Geschichten zu weben

$
0
0

Das Werk des Filmemachers und Schriftstellers Alexander Kluge ist seit dem 15. September 2017 bis zum 7. Januar 2018 im Museum Folkwang in Essen zu sehen. Kolja Reichert hat den Künstler zu seiner Arbeit befragt und erfahren was ihn am Symbol der Spinne fasziniert:

„Arachne, die Spinne, war ehemals eine byzantinische Weberin, die in die Kleider ihrer Kunden die ganze Weltgeschichte einmalte und Ovid begeisterte. Deshalb hat die eifersüchtige Athene sie in eine Spinne verwandelt, um eine bessere Künstlerin auszuschalten. … Das ist mein Wappen, die Arachne. Es besagt, dass man auf die Kleider nicht Schrift setzt sondern Bilder.
Das würde meine Arbeit genau beschreiben. Diese Art von Fäden verfolgen. Texte verfolgen, etwas ausgraben. Heiner Müller hat einmal gesagt, das Poetische heißt Sammeln.
(…) Meinen Sie, das der Künstler, der etwas Neues schafft, im Rückblick eine Fußnote gewesen sein wird, eine Fiktion der Modern?
„Natürlich schafft man bei jeder Transkription etwas Neues. … Aber dieses Neue kann auch aus einem Fund entstehen. Nehmen Sie einen Zeitungsartikel in der Leipziger Boulevardpresse, da steht drin, dass ein Soldat seine Geliebte Marie gemordet hat, der Soldat heißt Woyzeck, und das greift Büchner auf und schreibt ein Stück. Alban Berg ist bis auf die Knochen erschüttert, als er das vorgelesen bekommt von Karl Kraus … Das führt dazu, dass er die Oper „Wozzeck“ schreibt. Jetzt frage ich Sie, wo ist hier die Avantgarde? Die ganze Konstellation ist dasjenige, was sich bewegt und was Fortschritte erzielt. Das halte ich für Kunst und die ist von sich aus vernetzt.
aus: Künstler sind Pilotfischchen, Frankfurter Allgemeine Zeitung 17.9.2017

Arundhati Roy: Schriftsteller leben nahe am Wahnsinn

$
0
0

Angela Schader hat mit der indischen Schriftstellerin gesprochen, von der in diesem Jahr ihr neuer Roman „Das Ministerium des äussersten Glücks“ erscheint.

In welchem Verhältnis sehen Sie das Verfassen von Essays und das literarische Schreiben?

„Für mich ist es nicht so, dass Fiktion literarisches und ein politischer Essay nicht-literarisches Schreiben ist. Den Gedanken, dass Schriftsteller sich nicht in der Lebenswelt engagieren sollten oder dass Engagement nicht literarisch sei, finde ich vielmehr sehr gefährlich. Denn damit wird genau das infrage gestellt, was einst die Bedeutung von Literatur war. Aber natürlich existieren tiefgreifende Unterschiede zwischen den Genres. Für mich liegen sie zu allererst in der Art der Dringlichkeit. Essays schreibe ich unter dem Druck der Situation, in der ich das Gefühl habe, alles in meiner Macht Stehende tun zu müssen, um die Perspektive zu ändern. Was ich schreibe, mag ein Geschehnis nicht verhindern, aber es kann die Art und Weise verändern, wie die Leute es betrachten. Wenn ich dagegen an einem Roman arbeite, besteht diese Dringlichkeit nicht. Es geht nicht unbedingt um Aktuelles, Zeitgebundenes, sondern um etwas Zeitloses.“
aus: Angela Schader „Schriftsteller leben nahe am Wahnsinn“ – Neue Zürcher Zeitung 13.9.2017

Vivienne Westwood: Schreiben ist wie Modemachen

$
0
0

Die 76jährige Modemacherin war auf der Priview-Veranstaltung von Zalando und Rednerin zum Thema „Bold“ auf der berliner Modemesse „Bread and Butter“. Mit ihr sprach Lisa Trautmann über den kreativen Prozess der Modegestaltung, bei dem sich Vivienne Westwood auch von Literatur inspirieren lässt:

„Meine Outfits müssen eine Geschichte haben und einen ganz bestimmten Charakter, der sie präsentiert und zum Leben erweckt. … Ausserdem hilft mir die Literatur dabei, Dinge auf die Quintessenz ihrer Aussage zu reduzieren. Ich analysiere alles so lange, bis ich das Gefühl habe, dass ich es durch und durch verstanden habe.“
„Wenn ich gestalte, ist es ein Prozess, der bis zum fertigen Teil in eine unbestimmte Richtung gehen kann. Ich habe vorab eine Idee, wohin ich gehen möchte, aber es kann am Ende alles komplett anders aussehen.“
aus: Neue Zürcher Zeitung vom 6.9.2017 – Lisa Trautmann: „Vivienne Westwood nimmt kein Blatt vor den Mund“

Arundhati Roy: Die Schizophrenie beim Schreiben

$
0
0

„Als Schriftstellerin bewegt man sich immer nahe am Wahnsinn. Man konzentriert sich, und gleichzeitig verzettelt man sich völlig – man gibt dem Antagonisten ein Stück von sich, von den eigenen Gefühlen, der eigenen Intelligenz, ebenso wie den Figuren, die man mag.“
aus: Angela Schader „Schriftsteller leben nahe am Wahnsinn“, Neue Zürcher Zeitung 13.9.2017

Rolf Dobelli: Ein Buch für Sorgen

$
0
0

In seiner Wochenendkolumne für die Neue Zürcher Zeitung überrascht der erfolgreiche schweizer Buchautor und Mitgründer von getAbstract die Leser mit ungewöhnlichen Vorschlägen. In seinem Beitrag „Kunst des guten Lebens“ vom 19.8.2017 beschäftigt er sich damit, was man gegen zwanghafte Sorgengrübelei tun kann. Hier ein Vorschlag, der Autoren, die regelmäßig ein Tagebuch oder Notizbuch führen, nicht ganz fremd sein dürfte:

„Nehmen Sie ein Notizbuch und betiteln Sie es mit „Mein grosses Sorgenbuch“. Legen Sie eine fixe Zeit fest, während deren Sie sich Ihren Sorgen widmen wollen. Konkret: Reservieren Sie sich zehn Minuten pro Tag, in denen Sie alles notieren, was Sie beschäftigt – egal, wie berechtigt, idiotisch oder schwammig.
Haben Sie das erledigt, werden Sie für den Rest des Tages einigermassen sorglos sein. Ihr Hirn weiss jetzt: Die Sorgen sind protokolliert und werden nicht einfach ignoriert. Tun Sie dies jeden Tag, und schlagen Sie jeden Tag eine neue Seite auf. Was Ihnen dabei auffallen wird: Es ist immer das gleiche Dutzend Sorgen, das Sie quält. Am Wochenende lesen Sie dann alle Notizen der Woche durch. Stellen Sie sich die schlimmstmöglichen Konsequenzen vor, und zwingen Sie sich, darüber hinauszudenken. Sie werden feststellen, dass die meisten Sorgen damit verpuffen. Was übrig bleibt, sind echte Gefahren, die Sie dann anpacken müssen.“

Viewing all 560 articles
Browse latest View live




Latest Images